Zeit für eine neue Farbe – Folie statt Lack!
Darf’s eine Autofolierung sein?
Bei der farblichen Gestaltung eines Autos sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, vom knalligen Mehrfarbendesign über matte Farbeffekte bis zum eigenen Firmenaufdruck lässt sich so gut wie jeder Wagen als individuelle Leinwand nutzen. Bei der technischen Umsetzung ist die traditionelle Lackierung längst nicht mehr die einzige Möglichkeit, eine praktische Alternative bietet die Autofolierung.
Bei diesem Vorgang, der auch als “Car Wrapping” bezeichnet wird, wird eine spezielle Folie über dem originalen Fahrzeuglack angebracht, wodurch gleich mehrere praktische Vorteile entstehen. Zum einen lässt sich die Lackfolie jederzeit rückstandslos entfernen und ist somit auch für das Erproben von etwas unkonventionellen Designideen oder einer temporären Beklebung mit Firmenwerbung geeignet, zum anderen wird der darunter liegende Lack vor sämtlichen äußeren Einflüssen wie Steinschlägen oder der Verblassung durch UV-Einstrahlung geschützt. Bei einer Teilfolierung, bei der nur einzelne Bereiche des Wagens beklebt werden, ist jedoch zu beachten, dass der freiliegende Teil des Lacks einer gewissen Ausbleichung unterliegt, wodurch es nach der Entfernung der Folie zu Farbunterschieden kommen könnte. Steht der Schutz des Originallackierung im alleinigen Fokus, kann auch eine transparente Folie in den von Steinschlägen betroffenen Bereichen angebracht werden, somit bleibt die ursprüngliche Optik trotz der Schutzschicht unverändert. Weiterhin bietet die Folierung bei der optischen Neugestaltung einen gewissen Kostenvorteil, jedoch weist die Beklebung, je nach verwendeter Folienqualität und Nutzung des Wagens, lediglich eine Nutzungsdauer von durchschnittlich drei bis fünf Jahren auf, wogegen eine normaler Schichtlack bei der richtigen Pflege ein gesamtes Autoleben halten kann.
Anbringung und Pflege der Lackfolie
Grundsätzlich lässt sich jeder Wagen, unabhängig der Karosserieform, folieren. Um ein möglichst gutes Ergebnis zu erreichen, sollte der Originallack jedoch nicht nur sauber, sondern auch möglichst frei von Unebenheiten sein, da diese sonst später durch die Folie sichtbar wären. Während kleine Kratzer und übliche Gebrauchsspuren kein Problem darstellen, müssten tiefe Dellen oder raue Roststellen vor der Folierung entfernt werden.
Sobald der Lack gründlich gereinigt und entfettet wurde, kann die zuvor zugeschnittene Folie an dem Fahrzeug angebracht werden. Die ideale Verarbeitungstemperatur liegt hierbei bei etwa 16 – 25 Grad Celsius, wobei der direkte Arbeitsbereich oftmals punktuell mittels eines Heizstrahlers oder Heizluftföhns zusätzlich aufgewärmt wird, damit die Folie sich besser an die Rundungen der Karosserie anpassen lässt. Um Lufteinschlüsse zu vermeiden, wird die Folie mit einer Rakel an die Karosserie gepresst und unter leichter Spannung verarbeitet. Bei routinierten Profis sieht dieser Vorgang recht unkompliziert aus, doch dieser Schein trügt: Eine Autofolierung erfordert viel Erfahrung im Umgang mit den verwendeten Materialien. Wird die Folie zu stark gespannt, könnten durch die übermäßige Streckung Farbunterschiede entstehen, wird die Folie nicht ausreichend gespannt, entstehen hingehen unschöne Falten. Ein ungeübter Umgang mit dem Heizluftföhn kann sogar den Originallack schwer beschädigen, daher sollte eine Folierung immer von einem Fachbetrieb durchgeführt werden.
Ist der Wagen erst einmal mit der Folie umhüllt, gibt es auch hinsichtlich der Pflege einiges zu beachten. Um die Farbqualität zu erhalten und eine möglichst gute Langlebigkeit der Lackfolie zu gewährleisten, sollten nur vom Hersteller freigegebene Reinigungsmittel verwendet werden. Reinigungs- und Poliermittel für normale Farblacke sind für die Pflege von folierten Fahrzeugen nicht geeignet, da sich die chemischen Eigenschaften der Autofolie und der Lackierung grundlegend unterscheiden und somit unterschiedliche Anforderungen an die Reinigungsmittel stellen.
Alles ist erlaubt – fast
Sowohl bei der Folierung als auch bei der Lackierung gilt hinsichtlich der Farbwahl die freie Wahl. Einzig übermäßig stark reflektierende oder spiegelnde Folien sind unzulässig, da diese andere Verkehrsteilnehmer blenden und somit die allgemeine Verkehrssicherheit beeinträchtigen könnten. Gleiches gilt für Wappen oder Schriftzüge, die Einsatzfahrzeugen vorbehalten sind, damit im Straßenverkehr keine Verwechselungsgefahr aufkommt.
Neben den lackierten Bereichen dürfen auch die Heck- und Seitenscheiben mit einer Folie versehen werden, jedoch muss diese Tönungsfolie über eine Zulassung verfügen, welche über ein Prüfzeichen erkannt werden kann. Eine Scheibenfolierung mit einer färbenden oder tönenden Folie an der Windschutzscheibe ist aus Sicherheitsgründen nicht zulässig, die vorderen Seitenscheiben dürfen lediglich mit einer geprüften Splitterschutzfolie ohne merkliche Tönung ausgerüstet werden. Das Folieren von Scheinwerfern, Rückleuchten und Kennzeichen ist unter keinen Umständen erlaubt, abgesehen von diesen Richtlinien kann das Fahrzeug frei nach dem eigenen Geschmack gestaltet werden.